Geschützt sein
Menschen und Lebewesen überhaupt schützen sich vor äußeren Einflüssen wie Kälte, Hitze, Nässe, Druck und unterschiedliche Formen der physikalischen oder chemischen Belastung. Die Schutzhülle und gleichzeitig das größte menschliche Organ ist die Haut mit zahlreichen Sinneszellen für unterschiedlichste Einflüsse von außen und innen. Sie kann sich in der Regel gut und recht schnell selbst regenerieren.
Größere Verletzungen oder tiefere, langsam heilende Wunden hinterlassen oft Narben. Die Haut ist zwar äußerlich wieder intakt, doch pflegerische und medizinische Experten in der Wundbehandlung lernen, dass Narbengewebe ein Ersatzgewebe darstellen, welches nie so elastisch und belastbar ist wie das Originalgewebe.
Sie haben bestimmt schon gehört, gelesen oder am eigenen Leib erfahren, dass die Haut als „Spiegel der Seele“ bezeichnet wird? Dass man von wenig sensiblen Menschen sagt, sie haben ein „dickes Fell“, während andere sehr „dünnhäutig“ sind? Übertragen bedeutet dies, dass das Kontaktorgan bei sensiblen Menschen äußere Einwirkungen schneller durchlässt und die Schutzbarriere hier lückenhaft ist.
Bei diesem Schneckenhaus („Harte Schale – weicher Kern“) sieht man brüchige Stellen in dem sonst so stabilen Häuschen, die vielleicht erst bei aufmerksamer Betrachtung deutlich werden. – Ein Dank an Simone Beier für das achtsame Foto. Wie faszinierend die Natur das mit der Schale eingerichtet hat – aber man sieht auch, wie fragil das Ganze ist.
Bezogen auf uns Menschen denke ich, dass auch größere seelische Verletzungen wie tiefe Trauer, Depressionen, schwere Enttäuschungen, Burnout und andere psychische Belastungen eine Art „Narbengewebe“ hinterlassen können, was eine langfristige Verletzlichkeit nach sich ziehen kann. Wie man bei Hautnarben Narbenpflege betreibt, so sollten Sie dieses verletzliche innere „Gewebe“ so gut pflegen, dass bestimmte Erlebnisse Ihnen nicht so sehr „unter die Haut“ gehen. Wenn Sie die weniger belastbaren Stellen Ihrer inneren Schutzschicht gut kennen, können Sie sich effektiver schützen.
Dazu gehört auch, die Menschen in Ihrem engeren Umkreis davon wissen zu lassen, damit diese nicht durch Unwissenheit einen „wunden Punkt“ bei Ihnen treffen.
Sie überlegen, ob Sie sich „outen“? Würden Sie das bei körperlichen Narben auch so entscheiden? Da sagen doch die meisten automatisch „Hier bitte nicht so fest anfassen, da hatte ich mal ….“ (eine Verbrennung, eine Operation oder sonstiges).
Es müsste eigentlich eine Gleichstellungsbeauftragte/einen Gleichstellungsbeauftragten für Körper und Seele geben. Bis so eine Stelle eingerichtet wird, sollten Sie besser selbst tätig werden, oder was meinen Sie?
Sich schützen können
- Wie haben Sie in Ihrem Leben gelernt, sich zu schützen, und wer war dabei Ihr größter Lehrmeister/ Ihre größte Lehrmeisterin?
- In welchen Situationen zieht es Sie in Ihr Schneckenhaus, und wann können Sie Ihre Fühler bedenkenlos ausstrecken?
- Was können Sie gut an sich heran lassen und was lieber von sich fern halten?
- Wie groß ist Ihr Vertrauen in andere Menschen?
- Wem können Sie sich ohne Zögern oder Vorbehalte „unverhüllt“ (im übertragenen Sinne) zeigen, wie Sie sind und was Ihnen gut tut?
- Wer in Ihrem persönlichen Umfeld bringt Ihnen so viel Verständnis entgegen, dass Sie sich für Ihr schützendes Verhalten nicht lange zu erklären brauchen?
- Wie aufmerksam pflegen Sie Ihre persönliche Schutzhülle, und worin sehen Sie erste positive Effekte?
Coaching unterstützt Sie zum Beispiel darin,
Ihre Bedürfnisse wahrnehmen und formulieren zu können oder sich abgrenzen zu lernen.